Facettenreiches Album mit Tiefgang
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Von konfettiregen_
Die Killerpilze sind eine Band, die sich mit jedem weiteren Album ihrer Bandgeschichte ein Stück weit neu erfindet.
Nach zweieinhalb Jahren intensiver Arbeit steht die neue Platte „High“ und damit das sechste Studioalbum der Münchener Formation nun endlich in den Läden und überrascht mit einer musikalischen Vielseitigkeit, die man im Entwicklungsprozess so manch anderer Band vergeblich sucht.
Die Bandbreite der 11 Songs des Albums erstreckt sich dabei von locker-lässigen Popsongs, die durch Leichtigkeit bestechen und zum Tanzen einladen („Major Love“, „High mit dir“) über energiegeladene Rocknummern, welche Elemente des 80er-Jahre-Blues aufgreifen („Stadt voller Frauen“, „Heart“) bis hin zum wohl melancholischsten Song des Albums „SchneeSonneSchnee“, der musikalisch extrem reduziert daher kommt, doch gerade durch diese Inszenierung in Verbindung mit einem sehr nahen, ehrlichen Text perfekt in Szene gesetzt wird und beweist, dass nicht immer laute Töne angeschlagen werden müssen, um große instrumentale Hörerlebnisse zu erzeugen.
Die Texte erzählen dabei autobiografisch vom Festhalten an Träumen und Zielen und dem damit verbundenen Eingehen von Risiken („Immer noch jung“), dem noch immer bestehenden Glanz eigentlich schon vergangener Zeiten („Ruinen“) oder dem Weg auf der Suche nach sich selbst („Mantra“).
Dabei gelingt es den Killerpilzen auf besondere Art und Weise, textliche Sinnbilder zu projizieren („Und auch der Donner ging vorbei / Du trinkst den Regen weg wie Wein“ ~ „Hymne“), geschickte Wortspiele zu erschaffen („Wir sind immer noch jung / Wir brennen lieber durch als langsam aus“ ~ „Immer noch jung“) oder eigentliche Gegensätze zu Metaphern umzufunktionieren („Wir fallen immer höher / Geh’n auf von Nord nach Süd / Sonnen uns im Schneegestöber / Bis unser Herbstraum neu erblüht“ ~ „High mit dir“).
Sobald der Hörer sich bewusst auf dieses Erlebnis einlässt und versucht, auch zwischen den Zeilen zu lesen, wird er in den Texten unweigerlich persönliche Erlebnisse aus den eigenen Lebensabschnitten wiederfinden können und eigene Assoziationen und Gedanken mit den Inhalten der Songs verbinden. So kennt wohl jeder einen besonderen Menschen, dem er eine Hymne widmen würde („Ich sing‘ ne Hymne auf dich / Und ganz egal, wo du jetzt bist / Auch wenn bei dir viel los is‘ / Ich hoff‘, du kannst sie hör’n“ ~ „Hymne“) oder das Gefühl einer rauschenden Feier, an die man sich noch lange gerne zurück erinnert („Schmeißt die Feuerwerkskörper an / Wir feiern diese Sekunde / Jahrtausende lang“ ~ „Festival“).
Abgerundet wird das alles von Oasis-artigen Mitsingparts (u.a. „Immer noch jung“) sowie großartigen Gitarrensolos von Gitarrist Mäx Schlichter (u.a. „Trip“).
Mit „High“ beweisen die Killerpilze erneut, dass sie eine ernstzunehmende Band sind, die sich stets weiterentwickelt und die musikalische Herausforderung sucht. Das Spektrum der 11 neuen Songs gibt ihren Ansprüchen Recht und verdeutlicht, dass die Band ihr kreatives Potenzial ein weiteres Mal voll ausgeschöpft hat und sich dabei keineswegs auf eine Stilrichtung festlegen will - was auch gut so ist.
Mit „High“ ist es der Band um Frontmann Jo Halbig gelungen, ein Album abzuliefern, welches ein neues Kapitel in ihrer Bandgeschichte eröffnen wird und in die Welt hinaus getragen werden muss. Die Killerpilze spielen sich frei, vielleicht auch ein Stück weit „uns und sich in Rausch“ („Festival“), wenn sie dieses Jahr auf Tour und diversen Festivals das Album live vorstellen werden. „Keine Angst vor dem Trip“ lautet das Motto – für Band und Zuhörer gleichermaßen.